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Kolumne: Mit dem Wörterbuch an der KonsoleTjark Michael Wewetzer, am 02.04.2014, Seite 1 von 1

Als deutscher Spieler hat man es nicht leicht. Gerade in den letzten Handheld-Jahren kommen gefühlt mehr Titel ohne deutsche Texte daher. Dabei trifft es natürlich vor allem textlastige Untershaltungssoftware vom Kaliber eines Japano-Rollenspiels oder einer Visual Novel. Aber auch andere kleine Spiele oder gar solche, deren Vorläufer noch über eine deutsche Übersetzung verfügten - Theatrhythm: Final Fantasy und Harvest Moon: A New Beginning beispielsweise – verzichten gerne mal auf diesen Luxus. Im Zuge unseres gestrigen April-Schabernacks haben wir diese Praxis auf unsere redaktionelle Arbeit ausgeweitet. Ihr müsst euch aber keine Sorgen machen: Unsere Schriftsprache wir hier auch weiterhin Deutsch bleiben! Dennoch lohnt sich aus gegebenen Anlass ein Blick auf die Situation, mit der wir derzeit im Handheld-Sektor zu kämpfen haben. Zu diesem Zweck wollen wir zwei… nennen wir sie mal „passionierten Fans“ Gehör schenken und schauen, wie sie die Nachricht verarbeiten, dass ein neu für Europa angekündigtes Spiel lediglich in englischer Sprache erscheint. Die Bühne gehört euch, Jungs!
Mirell sieht es locker: Besser so als gar nicht
Also ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo das Problem liegen soll. Schauen wir uns doch mal den Markt an: Er wird von großen AAA-Produktionen dominiert, entsprechend viel Geld fließt in diese Projekte. Natürlich zielen die hauptsächlich auf die Heimkonsolen-Menge ab, immerhin lassen sich dort große Wow-Effekte erzielen. Auf Handhelds hingegen regieren im Mainstream-Markt diese Tage kleine Wegwerfspielereien auf Smartphones. Eigenständige Handheld-Konsolen sind noch lange nicht am Ende, so ist es jetzt nicht. Aber schaut doch einfach mal auf die 3DS- und Vita-Releaselisten für den Markt außerhalb Japans: So richtig viel kommt da jetzt nicht, erst recht nicht von Dritthersteller-Seite.
Aber gut, gelegentlich meldet sich doch der ein oder andere Publisher zu Wort, lizensiert ein japanisches Spiel für den hiesigen Markt. Jetzt haben wir allerdings den Salat: Europa ist groß und die Heimat vieler Sprachen. Wenn man jetzt zwingend voraussetzen würde, eine deutsche Sprachfassung bei einem EU-Release zu implementieren, müsste man das fairerweise auch auf das Französische, Italienische und Spanische ausweiten – wenn nicht sogar noch weiter. Blöd nur, dass dies mit gewaltigen Kosten verbunden ist. Gemein herrscht der Irrglaube, dass eine Übersetzung einfach sei und sich die Hersteller gefälligst nicht so anstellen sollen. Diese Leute vergessen jedoch gerne, dass allein schon der Akt der Lokalisierung knifflig ist. Einen Text Wort für Wort von einer Sprache in eine andere zu übersetzen, endet meist in einer Katastrophe. Kein Mensch hat an steifen Dialogen Spaß, zumal sie unzählige Facetten der Ursprungssprache vermissen lassen. Das ist gerade bei Übersetzungen von zwei funktionell verschiedenen Sprachen wie dem Deutschen und dem Japanischen schwierig.

Nun gehen wir davon aus, dass sich ein findiger Übersetzer gefunden und sämtliche Texte bereitwillig und hoffentlich sauber ins Deutsche übertragen hat. Fertig, oder? Nein, denn jetzt muss das alles natürlich noch ins Spiel eingebaut werden. Ist das erledigt, gilt es diese Version auf Fehler zu überprüfen. Das können Kontext-Fehler sein, die bei der Arbeit am Text nicht offensichtlich waren, im Spiel selbst allerdings schon, oder einfach neue Bugs. Das alles sorgt für einen noch längeren Entwicklungsprozess und weitere Kosten. Was passieren kann, wenn darauf nicht Acht gegeben wird, durfte zum Beispiel Ghostlight im vergangenen Jahr mit Devil Survivor Overclocked und einigen nervigen Fehlern am eigenen Leib erfahren.
Es kommt also schlussendlich auf den Kostenfaktor an. Wenn jetzt natürlich gesichert wäre, dass Spiel X seine Lokalisierungskosten problemlos einspielen könnte – dann natürlich auch im entsprechenden Markt, wohlgemerkt – wäre die ganze Situation nicht mal so tragisch. Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf auf dem DS beispielsweise hat sich dermaßen gut verkauft, dass alle Folgespiele zusätzlich zu den deutschen Texten sogar eine passende Tonspur spendiert bekamen. Capcoms Ace Attorney-Reihe andererseits hatte auf dem hiesigen Markt so lange zu kämpfen, bis schlussendlich die letzten beiden Europa-Versionen nur mit englischen Texten erschienen.
Außerdem sollte man in der heutigen Gesellschaft über ausreichende Englischkenntnisse verfügen, um mit den meisten Titeln kein Problem zu haben. Bereits in der Schule wird einem die Sprache eingebläut, aus der Geschäftswelt ist sie praktisch nicht mehr wegzudenken. Das bisschen, was man gegebenenfalls noch nicht weiß, kann man auf diese Weise auch lernen. Vielleicht mit hilfreichen Freunden an der Seite und einem Wörterbuch in der Hand. Nicht zuletzt betrifft dieses Phänomen doch eben hauptsächlich Nischentitel mit recht kleiner Fanbasis. Titel wie Hakuoki: Memories of the Shinsengumi und Sorcery Saga: Curse of the Great Curry God kommen sogar gar nicht mehr nach Deutschland, eben weil der zuständige Publisher glaubt, sie wären den Aufwand nicht wert.
Insofern ist es doch schön, wenn ein freundlicher Vertrieb sich überhaupt die Mühe macht, ein paar nischige Japano-Titel in unsere Gewässer zu bringen. Besser so als gar nicht, oder wie seht ihr das?
Jarek kann es nicht fassen: Was soll der Mist?!
Okay, damit wir alle auf der selben Welle sind, möchte ich zu Beginn eine Sache klären: Wir befinden uns hier doch in Deutschland, oder? Für den Zweck dieses Experiments möchte ich unsere werten Freunde aus Österreich und der Schweiz darum bitten, für diese paar Zeilen so zu tun, als leben sie auch in Deutschland. Fällt euch etwas an dem Wörtchen auf? Der Teil „Deutsch“ könnte ein Hinweis sein. Warum also müssen wir uns in DEUTSCHland mit einer zunehmend größeren Anzahl an englischsprachigen Spielen abgeben? Und das gerade wo die Videogameindustrie an Fahrt gewinnt!
Ich meine, schaut euch doch mal an, was wir hier in Europa für ein durchschnittliches Spiel blechen müssen! Zwischen 40 und 70 Euro ist praktisch alles drin, während zum Beispiel in Amerika – nach momentanem Kurs in unsere Währung umgerechnet – etwa 29 bis 44 Euro fällig werden. Und als wäre das noch nicht genug, kommen diese Spiele entweder A) verspätet, B) nur digital oder, immer wieder gerne gesehen, C) sowohl digital als auch ultraspät. Das GERINGSTE, was man hier verlangen kann, ist eine Übersetzung in unsere Sprache! Ansonsten kann ich mir das Spiel ja gleich aus Amerika holen. Da entfällt die lästige Warterei und im Optimalfall spare ich sogar ein paar Euros.

Aber wenn dann mal wieder ein Publisher über die Dreistigkeit verfügt, bei der deutschen Version zu sparen, springen ja gleich wieder die Apologeten aus dem Gebüsch. „Oh, Übersetzungen kosten soooo viel Geld! Bei kleinen Titeln lohnt sich das überhaupt nicht! Zumal die ja eh niemand kauft!“ Ja, warum kauft die denn niemand? Weil kein Mensch Bock auf so einen Unfug hat! Weil die Spieler da draußen ihre Software gerne verstehen würden, ohne im Zuge eines Intensivkurses für Zocker auf Spielentzug die englische Sprache zu lernen! Da kann ich ja gleich Nägel mit Köpfen machen und Japanisch büffeln, wenn es schon so weit kommen muss. Ohne Witz, wen wundert es denn bitte schön, dass ein Spiel ohne deutsche Texte keinen Mainstream-Erfolg feiert? Von nichts kommt nichts, ihr müsst schon investieren!
Und wo wir schon von diesem Pack reden, ein weiterer beliebter Spruch ist ja der Folgende: „Ja, aber du musst das trotzdem finanziell unterstützen. Wenn sich keine Käufer finden, kriegen wir bald gar nichts mehr!“ Merkt ihr eigentlich, wie ihr euch anhört? Das hat fast schon etwas von einer Geiselnahme. Tut dies oder es wird uns allen schlecht ergehen! Was für ein unnötiges Drama! Ihr hört euch so an, als würde jemand euch eine Knarre an den Kopf halten und dieser jemand ließe erst dann locker, wenn Ys: Memories of Celceta über 500.000 Einheiten in Europa abgesetzt hat.
Zumal ihr da echt die falschen Leute anbellt. Das wäre mal eher etwas, das die Publisher zu hören bekommen sollten: „Übersetzt die Spiele ins Deutsche oder ihr kriegt unser Geld nicht mehr.“ Das wäre doch eine Nachricht, würden das alle interessierten Spieler durchziehen! Vielleicht könnte man die Konsolenhersteller ja mit einspannen. Nehmen wir zum Beispiel Nintendo: Deren Politik ist es heutzutage, dass die unter deren Banner veröffentlichten 3DS- und Wii-U-Spiele über deutsche Texte verfügen. Geschieht das nicht, fällt der Release flach. Selbst eine zugkräftige Marke wie Pokémon schützt dich nicht - Pokémon Conquest wurde wegen so einem Schmarn in Deutschland gnadenlos abgesägt. Das ist Konsequenz!
Spiele sind zur Entspannung da. Ich möchte dabei einfach nicht Wörterbücher wälzen. Dafür kaufe ich mir den Kram nicht. Und deswegen unterstütze ich nur das, was auch in meiner Sprache daherkommt. Wenn die Publisher nicht an mir interessiert sind, kriegen sie auch kein Geld von mir. So einfach ist das. Oder seht ihr das anders?
Zwei Stühle, zwei Meinungen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch warfen sie beide am Ende die selbe Frage auf: Wie seht ihr das? Geht ihr an die Angelegenheit eher wie Mirell ran und empfindet das alles als halb so wild? Oder seid ihr doch mehr auf Jareks Seite und wollt auf Biegen und Brechen, dass diese Praxis ein Ende findet?
nicht jeder ist z.b. der englischen sprache mächtig. und auch die, welche glauben gut englisch zu können, argumentieren meist nur aus einem akt der überheblichkeit, wenn sie meinen, dass sie eine lokalisierung nicht benötigen. jüngstes beispiel: south park-the stick of truth. ich will den deutschen sehen, der behauptet, alle gespräche sofort beim ersten zuhören verstanden zu haben. absolut unmöglich. nur gut, dass es hier wenigstens untertitel gibt.
untertitel sind aber in der regel kontraproduktiv, da sie oft vom spielgeschehen ablenken.
letztendlich schneidet sich die industrie aber selbst in den finger, da viele spieler solche unlokalisierten games einfach links liegen lassen.
traurig ist dabei aber, dass ohne lokalisierung viele spieleperlen (vor allem japanische)an uns vorbeigehen.
Deutsche Synchro und UT kosten mehr Geld,
dementsprechend ist das Spiel hier dann teurer oder gar nicht finanziell tragbar.
Und weil hierzulande anscheinend nur Hauptschüler und Alt-Ossis am Anime schauen sind,
kosten DREI Folgen einer Staffel gerne mal 30 €.
Wir haben also einen sehr kleinen Markt für Animes, und dann verlangen die faulen Säcke auch
noch eine deutsche Synchro, die die Glanzleistung der japanischen Synchronsprecher in keiner Weise würdigt - die englischen sind übrigens nicht besser.
Das selbe bei Mangas. Wieviele könnten hier erscheinen, wenn man die deutsche Übersetzung einfach wegließe?
Von daher begrüße ich die Streichung deutscher Synchro / Texte, das spart nämlich eventuelle Importkosten und kann die Qualität des Animes nur noch betonen.
Und jeder, der sich von mir jetzt angegriffen fühlt:
Zurecht. Ihr habt knapp 6-8 Jahre Englisch.
Natürlich verstehe auch ich nicht immer alles.
Aber ohnehin ist die englische Übersetzung näher am Original und einfach hochwertiger.
Wegen EUCH -> Nachfrage, kosten Otaku-Produkte hier das Dreifache einer US/UK-Veröffentlichung.
Deine ganze Ansicht wirkt arg engstirnig (zumal Du hier auch der Einzige bist von dem ich regelmäßig lese das er alles im Original will) und andere als Hauptschüler und Alt Ossis zu titulieren wirkt auch arg vorpupertär. Deine Meinung in allen Ehren, aber nicht vergessen das der Ton die Musik macht in einer Community.
Mein Tenor: Die englische Sprache im Schulstoff deutlich priorisieren. Dann meckert auch irgendwann keiner mehr, bzw nur noch die wenigsten und Globalisierung ist heutzutage entscheidend.
Deutschland ist nicht der grösste Videospiel Markt in Europa, nichteinmal mit der Schweiz, Österreich, Südtirol und Lichtenstein zusammen. Der wichtigeste ist und bleibt Frankreich.
@ZeeO:
Wie unten erwähnt, bis auf die Storylastigen Spiele spiele auch ich Games inzwischen lieber im Original. (Englisch oder noch besser Japnisch(nur Audio))
Leider sind beide Meinungen extrem DS lastig, vor allem bei der Vita kommen ALLE Spiele gleichzeitig in die USA und nach Europa. Ich würde zwar auch deutsche Untertitel begrüssen (mehr sollte es gar nicht sein) aber lieber auf ein Spiel zu verzichten als auf Englisch würde ich nicht sagen. Einzelne Spiel müssten für meinen Geschmack nichteinmal ins Englische übersetzt werden. Hatsune Miku -Project DIVA- F hätte ich auch auf Japanisch gekauft.
Storylastige Spiele sind hingegen ganz klar ein Tabu für mich auf Englisch - Persona hat es gezeigt.
Zum Thema Schulen:
Grundschule sollte stufenweise auf Englisch umgestellt werden (max. 50%).
Höhere Schulen sollten zwischen 50-100% Englisch beinhalten. (Je nach Branche)
Verstehe zwar auch nicht immer alles, aber den großteil.
Den Rest denk ich mir dann meist logisch dazu, wen es ganicht geht streng ich halt den Google Übersetzer an.
Das geile dabei ist ja, das man so immer mehr English lernt.
Wen ich so zurück denke muss ich Sagen das ich durch Videospiele viel mehr English gelernt habe, als mir die Schule je beibringen konnte. ^^
Nicht mehr lange und ich werde auch diese Gelegentlichen Google Übersetzer Krücken nicht mehr brauchen. ^^
Also von mir aus kann jedes Spiel in English erscheinen.
Dann wirst du über kurz oder lang einfach keine PS Vita Games mehr kaufen :)
Die Tripple A firmen wiederum halten wegen den fehlenden Umsätzen und Hardware basis vom Gerät abstand.
Eine Firma die hier wiederum nur die Lokalisierung und den vertrieb übernimmt interessiert es eventuell gar nicht ob in Deutschland jemand ihr Spiel nicht kauft nur weil es nicht englisch ist, für EU muss man unter Deutschland noch andere Sprachen bedienen, mit Englisch deckt man einen Riesen teil der Welt ab, und die zeit die man in eine EU lokalisierung von mehren sprachen strecken kann, kann man auch in ein neues Projekt stecken, der Kosten Nutzen Faktor ist in der hinsicht einfach gut, und mit möglichst wenig Risiko verbunden, ich wrüde es nicht anders machen.
Das beukotieren wird in der Hinsicht nichts ändern, im besten fall hat man eben ein par spiele verpasst, im blödesten fall verpasst mal grandiose spiele.
Für mich persönlich macht es einfach kein Unterschied ob englisch oder Deutsch,ich bin froh wenn ich überhaupt die Titel bekomme, und sehe für mich auch kein Grund zu boykottieren und deswegen nur auf Große Produktionen angewiesen zu sein und grandiose spiele liegen zu lassen.
Grade die höheren Schulen sollten englisch zusammen mit deutsch als Hauptfach nehmen. Es gibt so viele mehrsprachige Eltern die ihren Kindern beides beibringen und das sogar durchaus gut. Ne Freundin von mir kommt aus Indien und spricht fließend deutsch, indisch und englisch. Es sollte einfach durchgehend möglich sein, englisch fortwährend in allen erweiterten Schulformen nach der Grundschule als ein starkes Hauptfach zu etablieren.
Englisch ist so dermaßen wichtig in dieser Gesellschaft und mittlerweile das Bindeglied in der globalisierten Kommunikation. Es sollte endlich mehr Gewichtung kommen, dann muss man sich über so Dinge wie Lokalisierungen keine Gedanken mehr machen ;)
Das kommt wohl auf die Branche an, in der IT ist alles auf Englisch. Meistens sogar unter Deutschen :)
Es ist für mich nicht unbedingt nur eine Frage dessen, ob man ein Spiel versteht oder nicht.
Für mich ist es nämlich einfach angenehmer wenn meine Konsole Deutsch mit mir spricht, obwohl mein Englisch sehr gut ist. Deutsch ist einfach meine Muttersprache und nach einem Arbeitstag mit viel Englisch freue ich mich auf ein Spiel in deutscher Sprache, denn das ist die Sprache meines Privatlebens.
Ich spiele auch auf Englisch, aber wenn ich die Wahl habe, dann lieber Deutsch - es sei denn die Übersetzung ist wirklich total kaputt ;)
Und sorry, ich hab für jemanden, der sich so ignorant der englischen Sprache verschließt, echt kein Verständnis. Wir sind in Deutschland einfach viel zu verwöhnt mit unserer guten Synchronisationskultur.