
Spielname:
Grim Fandango Remastered
Typ:
PSN Spiel
PSN Preis:
14,99 €
Publisher:
Sony
Developer:
Double Fine
Genre:
Adventure
Release:
28.01.2015 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
Screenshots:
Grim Fandango Remastered
Kurztest: Grim Fandango Remastered
Tjark Michael Wewetzer, 05.02.2015
5167°
Die Dienststelle organisierter Diplomsenser – kurz DOD. Eigentlich ein ganz normales Reisebüro. Naja, so normal wie ein Reisebüro für die Seelen kürzlich verstorbener Menschen nun mal sein kann. Für eben jene Dienststelle arbeitet Manuel „Manny“ Calavera, der Protagonist von Grim Fandango. Dieser beschwert sich schon seit geraumer Zeit über die lausigen Aufträge, die ihm auferlegt werden und ihn so kein Stück näher zum Seelenfrieden bringen. Dass dahinter allerdings weit mehr als eine Reihe unwürdiger Klienten steckt, erfährt er schon sehr bald nach dem Start des Adventure-Klassikers aus alten LucasArts-Tagen. Ob die vierjährige Reise durch das Land der Toten auch heute noch begeistert oder ob der Zahn der Zeit an dem vielerorts als bestes Adventure aller Zeiten gefeierten Titel genagt hat, erfahrt ihr in unserem Test der Vita-Version von Grim Fandango Remastered.
Die gute alte Adventure-Zeit
Was macht man also, wenn ein kümmerlicher Auftrag den nächsten jagt? Man lässt sich nichts mehr zuweisen, sondern mopst sich einfach einen Klienten vom ungemein erfolgreicheren Rivalen! Das ist jedoch einfacher gesagt als getan, schließlich handelt es sich hier um ein Adventure nach klassischer Ausrichtung. Wir navigieren Manny also entweder wie im PC-Original mit den Richtungstasten durch die vorgerenderten Hintergründe oder greifen auf die neu implementierte Touch-Steuerung zurück, die ein bisschen mehr Point-and-Click-Feeling mitbringt. Ganz wie damals gibt es die direkte Charakter-Kontrolle über das Steuerkreuz übrigens in zwei Geschmacksrichtungen: Kamerabezogen und charakterbezogen. Tut euch einen Gefallen und spielt das Spiel mit ersterer Option. Zwar winkt für den Spielabschluss mit der aus Resident Evil-Tagen bekannten Panzersteuerung eine Trophäe für euer PSN-Profil, den Schmerz und die Verzweiflung im Angesicht der wirklich unkomfortablen und ungenauen Kontrolle ist es aber nicht wert. Lobenswert hingegen: Die Touch-Bedienung müsst ihr gar nicht separat einstellen. Ihr könnt einfach jederzeit auf den Bildschirm tatschen und sofort dieses Schema nutzen.
Wo waren wir jetzt eigentlich stehengeblieben? Ach ja, wir wollten einen dicken Fisch an Land ziehen. Nach bester Adventure-Manier bedeutet dies: Rede mit allen verfügbaren Personen, schau dir alles an und stecke jedes Objekt ein, das nicht niet- und nagelfest ist. Im Gegensatz zu vielen Adventures aus alten und moderneren Zeiten, hält sich die Zahl der interaktiven Objekte in Grenzen. Das ist allerdings gut so. Mangels richtigem Heads-Up-Display weist lediglich Mannys Blick darauf hin, dass sich in seiner Nähe etwas von Interesse befindet. Das macht die Absuche der Bildschirme mit dem Touchscreen ein wenig umständlich, vor allem wenn das gesuchte Objekt förmlich in der Kulisse verschwindet. Das überschaubare Inventar und die fehlende Fähigkeit, Gegenstände direkt in eurer Tasche zu kombinieren, mag zudem auf den ersten Blick die Rätselfreude hemmen. Tatsächlich aber nutzt das Entwicklerteam dieses Handicap für einige interessante Puzzles, deren Fokus auch mal auf Dialog-Rätseln liegen kann. Wollen wir beispielsweise für unsere eingangs erwähnten Zwecke unseren Dienstwagen vom dämonischen Mechaniker Glottis umbauen lassen, brauchen wir dafür eine Genehmigung. Unser Boss ist allerdings nicht im Büro und lässt stattdessen einen Anrufbeantworter alle Anfragen abwimmeln. Eine kleine Kletterpartie später sabotieren wir diesen jedoch und bringen seine Sekretärin dazu, das gewünschte Dokument zu unterschreiben. Das hier ist lediglich ein einfaches Beispiel vom Anfang des Spiels. Spätere Akte bieten weitaus spannendere Rätsel, die möchten wir euch an dieser Stelle aber lieber selbst ausknobeln lassen.
Wie man einem Klassiker (kein) neues Leben einhaucht
In all den Jahren hat Grim Fandango sicherlich wenig von seinem optischen Charme eingebüßt. Die vorgerenderten Umgebungen mögen zwar ein wenig veraltet wirken, designtechnisch sind sie jedoch immer noch einzigartig und unterstützen des einzigartige Flair des Adventure-Klassikers. Leider hat man es trotz des Remastered-Untertitels versäumt, die Optik deutlich aufzupolieren. Klar, die Charaktermodelle sind nun nicht mehr ganz so pixelig und profitieren von einer neuen Beleuchtungs-Engine, allerdings weist diese stellenweise Fehler auf und sieht teils sogar gar nicht mal besser aus als das grobkörnige Original, zu dem ihr jederzeit auf Knopfdruck wechseln könnt. Dabei wird auch ersichtlich, dass die Hintergründe komplett unverändert sind. Zudem läuft das Spiel im Remastered-Modus auf der Vita in einer niedrigeren Bildrate. Ein bisschen mehr Liebe und Sorgfalt hätte auf jeden Fall nicht geschadet, zumal wir das Spiel durch einfache Betätigung des Quadrat-Knopfes auf Befehl ruckeln lassen können und bei unserem Test auch einige Abstürze im vierten Akt sowie über das ganze Abenteuer verteilt nervige Animations-Bugs fanden. Da Grim Fandango nicht automatisch speichert, ist eine regelmäßige manuelle Absicherung des Spielstands Pflicht – und eine Geduldsprobe, wenn man nicht die WiFi-Aktivitäten der Vita und damit die automatische Could-Speicherung für Cross-Save-Zwecke unterbindet. Immerhin: Fans der alten deutschen Version wird es erfreuen, dass die alte Übersetzung – mitsamt veralteter Grammatik – vollständig intakt ist und inklusive dazugehöriger Sprachausgabe daherkommt. Und das englische Original gibt’s ebenso im Download.
Fazit:
Keine Frage, Grim Fandango gehört zu den ganz großen Kultklassikern im Adventure-Genre. Der Ruf ist auch zu nennenswerten Teilen gerechtfertigt, denn selbst heute findet man einfach kein Spiel, das auch nur annähernd denselben Charme versprüht wie dieses Kleinod. Die mexikanisch angehauchte Totenwelt fasziniert durch ausgefallenes Design, glaubwürdige und teils mächtig schräge Charaktere und eine Story, die zwar über humorvolle Elemente verfügt, schlussendlich aber eine ziemlich spannende Geschichte im Film-Noir-Stil erzählt. Dass die Puzzles dabei nicht sonderlich komplex ausfallen, wird durch die schiere Kreativität wieder aufgewogen. Es ist aber nicht alles Gold was glänzt: So sind die Schauplätze zwar schön anzusehen, an einigen Stellen – Beispielsweise im Hafenstädtchen Rubacava – ist einiges an nerviger Beinarbeit angesagt. Durch die verglichen mit anderen Genre-Kollegen relativ wenigen Interaktionspunkte macht das Erkunden auch nicht ganz so viel Spaß. Außerdem bietet die Remastered-Auflage gegenüber dem Original in technischer Hinsicht kaum Mehrwert. Das grafische Upgrade fällt nämlich eher minimal aus, die optionalen Audiokommentare von den Entwicklern sind zwar ganz nett, aber bei weitem kein Kaufgrund und die Vita-Version hätte noch ein wenig Feintuning vertragen können. Dennoch: Wenn ihr mal wieder in Erinnerungen schwelgen wollt und die alte PC-Version nicht mehr zum Laufen kriegt oder ihr gar noch nicht mit dem Klassiker Bekanntschaft gemacht haben solltet, ist Grim Fandango Remastered auch heute noch sein Geld wert.
Arbeitet noch an seinem Senser-Diplom: Tjark Michael Wewetzer für PlanetVita.de
Auch heute noch ein großartiges, stilsicheres und atmosphärisches Adventure mit kleinen Schönheitsfehlern. |
Spannende Handlung Sympathische Charaktere Kreative Rätsel… |
Teils viel Lauferei Schwache Remastered-Neuauflage …die meist eher simpel sind |